Die junge Tadschikin kann als Erfolgsgeschichte Gelten. Sie hat viel erreicht seit sie 2015 nach Österreich gekommen ist. Nabu blickt mit Optimismus in die Zukunft und unterstützt auch andere geflüchtete Frauen.
Von Erika Kudweis
„Könnten Sie nicht etwas echt trauriges erzählen?“ wurden Nubu und ihre Schwester Nawi gefragt. Sie saßen im Sommer 2022 mit anderen geflüchteten jungen Frauen in Lyon an einem Tisch mit Politikerinnen und sollten von ihrer Ankunft in Europa erzählen. Die beiden Schwestern sahen sich an und meinten dann bestimmt, dass es ihnen in Österreich immer gut ergangen war. Sie hatten Hilfe bekommen und hatten eine Ausbildung machen dürfen. Nein sie konnten leider nichts schlechtes berichten. Staunen war die Reaktion. Später sagte man mir, dass es nicht hilfreich sei so jemanden an einen Tisch mit Vertreter:innen der Politik zu setzen.
Nubuwat wird von ihren Freund:innen/Vertrauenspersonen liebevoll Nubu genannt und ich bin stolz mich zu diesen zählen zu dürfen. Kennengelernt habe ich die junge Dame im Jahr 2020 als wir im Verein PatInnen für alle begannen das Erasmus Plus Projekt CoEUr – Mit ganzem Herzen für Europa umzusetzen. Ihr Freund und heutiger Ehemann Esmatullah hatte sie zu den ersten Vorbereitungstreffen mitgebracht. Seit 2016 hatte Esmatullah einen engagierten Paten und war so an den Verein angebunden.
Im Juni 2015 war Nubu als 15-Jährige mit ihrer Mutter, der jüngeren Schwester Nawi (eigentlich Nawischta – damals 13) und ihrem Bruder (7) von Tadschikistan nach Österreich gekommen. Sie waren rasch von Traiskirchen nach Innsbruck gebracht worden. Denn dort gab es freie Plätze. Beim Erzählen erinnert sie sich: „Wir waren eine Woche in Traiskirchen und am Samstag der gleichen Woche haben sie uns gefahren. Sie haben Zwischenstopps gemacht in unterschiedlichen Ortschaften. Wir waren eine von den letzten Stationen: Innsbruck. Unser Asylheim war neu, wir waren einer von den ersten dort. Es war Samstagabend, nach der Anmeldung haben wir € 40,- für vier Personen bekommen. Kein Essen nix. Wir wussten nicht, dass Samstag alle Geschäfte nach sechs zu sind. Es war schon ein Drama. Mein Bruder war ja noch klein.“
Positives Denken
In der Erinnerung geht man den Weg nochmals und dann tauchen auch die schwierigen Situationen wieder auf. Sonst zeichnet Nubu und ihre Schwester die große Gabe aus, dass sie aus jeder Situation die positiven Aspekte bemerken und auch immer das große Ganze im Auge behalten. Ich hatte nach einer 12 stündigen Fahrt mit dem Zug von Wien nach Lyon müde festgestellt, dass dies schon eine lange – „zache“ Anreise war. Nubu meinte: „Es war sooo nett, denn wir konnten uns lange unterhalten und Karten spielen. Es ist so schön, dass wir jetzt in Lyon/Frankreich sind!“
Zwei Ausbildungen
Die Familie erhielt nach zwei Jahren Asyl und Nubu absolvierte nach den Deutschkursen in Innsbruck die Lehre zur Hotel- und Gastgewerbe-Assistentin. Es ging ihr hauptsächlich darum schnell einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Ihr sonniges und freundliches Gemüt half ihr im Tourismus sehr. Als sie zu Esmatullah – genannt Essi – zog, entschied sie sich noch eine weitere Ausbildung zu machen. „Nachdem ich nach Wien umgezogen bin, habe ich die Lehre als Einzelhandels-Kauffrau mit Schwerpunkt Parfümerie begonnen. Ich habe nur die verkürzte Lehre gemacht, da ich schon eine Ausbildung absolviert hatte. Ich wollte was Neues lernen. Und meine Liebe zu Parfum und Pflege hat mich zu dieser Ausbildung gebracht. Ich wollte auch Menschen helfen, die Probleme mit der Suche nach Pflege hatten, weil ich selber eine problematische Haut schon immer hatte und damals konnte mich keiner so richtig beraten. Ich wollte selber zur hilfreiche Person werden.“
Hilfe für andere
Seit 2020 engagiert sich Nubu im Verein PatInnen für alle ehrenamtlich und seit Herbst 2023 ist sie Vorstandsmitglied als Stimme der Jugend. Das Frauenprojekt FrauenPower unterstützt Nubu tatkräftig. Dabei fällt auf, dass sie neben Empathie auch ein großes Maß an Toleranz vorlebt. Sie ist damit ein wichtiges Bindeglied zwischen den (teils feministischen) PatInnen und den Patentöchtern/söhnen und deren Familien. Sie weiß um den starken Einfluss der Familien, den hohen Anspruch, den manche junge Frauen an sich stellen und schafft mit ihrem Verständnis ein konstruktives Arbeitsklima. Besonders aufgefallen war dies bei der Umsetzung des kleinen Integrationsratgebers Von Frauen für Frauen, der auf Deutsch, Dari und Somali Ende 2024 umgesetzt worden war. Junge Frauen aus Afghanistan und Somalia sammelten Tipps für neu in Österreich Ankommende. Die Fotos der großartigen Fotografin Anna Stöcher in diesem Ratgeber zeigen die Mitwirkenden ohne, dass ihr Gesicht zu erkennen ist. Dies zu ihrem Schutz. Jede der jungen Damen erhielt als Erinnerung auch ein Foto von vorne.
Der Ratgeber Von Frauen für Frauen kann kostenlos (gegen eine kleine Spende fürs Porto) bestellt werden: kudweis@patinnenfueralle.at

